Anakreon, 6. Jhd. v. Chr.
Eros, von einer Biene gestochen,
als er an einer Rose gerochen,
lief weinend in Venus’ Arme:
Liebe Mutter, ich sterbe, erbarme,
eine fliegende Schlange
biß mich schmerzhaft
in die Wange!
Vergil
aus „Georgica“, 20 v. Chr.
Sie legen Tränentau der Narzisse
Und Klebstoff der Rinde
Für die Waben als ersten Grund
Und von oben dann bauen
Zähes Wachs sie daran.
Shakespeare
aus König Heinrich der Fünfte
So tun die Honigbienen, Kreaturen
Die durch die Regel der Natur uns lehren
Zur Ordnung fügen ein bevölkert Reich -
Sie haben einen König und Beamte.
v. Goethe
Ein Blumenglöckchen
War früh gesprosset In lieblichem Flor; Da kam ein Bienchen
Und naschte fein: – Die müssen wohl beide Füreinander sein.
Heinrich Hoffmann v. Fallersleben
Die Bienen!
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum!
Ei, wir tun dir nichts zuleide,
flieg nur aus in Wald und Heide!
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum!
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum!
Such in Blumen, such in Blümchen
dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen!
Summ, summ, summ,
Bienchen summ herum!
Gottfried August Bürger
Ein Rätsel
Süß ist was ich schaffe,
stechend meine Waffe,
meine Höschen gelb wie Gold –
allen Blumen bin ich hold.
Gottfried August Bürger
An die Bienen
Wollt ihr wissen, holde Bienen,
Die ihr süße Beute liebt,
Wo es mehr, als hier im Grünen,
Honigreiche Blumen gibt?
Statt die tausend auszunippen,
Die euch Florens Milde beut,
Saugt aus Amaryllis’ Lippen
Aller tausend Süßigkeit.
Florens schöne Kinder rötet
Nur der Frühlingssonne Licht;
Amaryllis’ Blumen tötet
Auch der strenge Winter nicht.
Kurze Labung nur gewähret,
Was die Tochter Florens beut;
Aber kein Genuß verzehret
Amaryllis’ Süßigkeit.
Eins, nur eins sei euch geklaget!
Eh ihr auf dies Purpurrot
Eure seidnen Flügel waget,
Hört, ihr Lieben, was euch droht!
Ach, ein heißer Kuß hat neulich
Die Gefahr mir kund gemacht.
Nehmt die Flügel,
warn’ ich treulich,
Ja vor dieser Glut in acht!
Achim von Arnim / Clemens Brentano
Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
Und rühre zwar die keuschen Blätter an,
Daher ich Thau und Honig schöpfen kann,
Doch lebt ihr Glanz und bleibet immer grüne,
Und also bin ich wohlgemüth,
Weil meine Rose blüht.
Die Rose blüht, Gott laß den Schein verziehen,
Damit die Zeit des Sommers langsam geht,
Und weder Frost noch andere Noth entsteht,
So wird mein Glück in dieser Rose blühen,
So klingt mein süßes Freuden-Lied:
Ach, meine Rose blüht!
Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen
Mit solcher Zier und Herzempfindlichkeit,
Daß auch mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
Mit keiner Blum im Garten liebzukosen,
Weil Alles, was man sonsten sieht,
In dieser Rose blüht.
Gotthold Ephraim Lessing
Die Biene
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Eine Biene, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und stach.
|